Hallo an alle,
ich hoffe es geht euch gut! Heute hatten Mara und ich einen eher ungewöhnlichen Nachmittag. Wir waren nämlich mit fast der kompletten Belegschaft der Krankenstation auf einer Mazishi, einer Art Beerdigung. Der Onkel (baba mdogo = kleiner Bruder der Mutter)von zwei, die in der Krankenstation arbeiten ist nämlich gestorben.
Erfahren haben wir das – ganz nach afrikanischer Manier – ungefähr zwei Stunden vorher. Nach der Arbeit, um 13:00, sollte es losgehen. Davor mussten Mara und ich aber noch zu Mittag essen, ganz wichtig, die Wazungu kippen ja sonst um.
Um 13:45 ging es dann tatsächlich los. Wir fuhren mit dem Krankenwagen, der wirklich voll gestopft war, irgendwo mitten in den Busch. Ich hatte – wie so oft – gar keine Orientierung mehr.
Nach etwa 40 Minuten kamen wir an. Es standen unglaublich viele Autos da, was mich irgendwie erstaunt hat, schließlich gibt es in ganz Mwanga nur vier (!!) Autos. Von weitem hat man auch schon die Musik gehört, aber nicht wie zu erwarten traurige und schwermütige, sondern typisch afrikanische, fröhliche Musik. Wir stiegen aus dem Krankenwagen aus und standen plötzlich in einer riesigen Menschenmenge. Insgesamt waren bestimmt etwa 300 Leute da.
Wir standen erst mal etwa 20 Minuten in der Mittagshitze, bis uns Plätze (die Gott sei Dank unter Plastikplanen waren) zugewiesen wurden. Dann gab es Essen, Reis, Pilau (ein Reisgericht mit Fleisch und Kartoffeln), Fleisch und noch mal Fleisch. Also für mich nur Reis. Aber ist ja nicht so, wir haben schließlich schon gegessen. Dazu gab es Soda und Pepsi.
Danach hat der offizielle Teil begonnen: Es wurden Reden gehalten, Gebete gesprochen, Schulkinder haben gesunden (der Tote war nämlich Grundschullehrer) und Musik wurde gespielt. Als das vorbei war, sind alle aufgestanden und nacheinander an dem Sarg vorbei gegangen. In ein Körbchen daneben hat man Geld für die Familie gelegt und durch eine Glasplatte im Sarg konnte man den Kopf des Toten sehen. Er sah wirklich noch nicht alt aus! Auf die Frage, woran er denn gestorben sei, erhielten wir nur die Antwort, dass man das nicht so genau wisse. Er sei eben immer krank gewesen, immer schwächer geworden, irgendwann hätte er schließlich aufgehört zu sprechen und dann sei er gestorben. Krass, oder?
Danach wurde der Sarg in ein Loch in den Boden gelassen und wieder ging jeder daran vorbei und warf ein paar Handvoll Erde auf den Sarg. Das hat so gestaubt, dass ich von ganz hinten dachte, dass da etwas verbrannt würde.
Grundsätzlich hatte ich den Eindruck, dass die Menschen auf dieser Beerdigung ihre Gefühle viel offener gezeigt haben als man das in Deutschland tut: Sie haben laut geschrieen und geweint und einige sind vor dem Sarg zusammen gebrochen. In Deutschland ist man – soweit ich das beurteilen kann – eher beherrscht und weniger emotional.
Vom tragischen ins Komische ging es wieder auf der Fahrt zurück nach Mwanga. Unser Fahrer Niko, der nicht auf der Mazishi war, hat nämlich währenddessen irgendwo ein Bettgestell samt Lattenrost aufgegabelt. Woher er das hat, ist mir wirklich ein Rätsel, man darf nicht vergessen, dass wir mitten im Busch, mitten im afrikanischen Nichts waren. Es befanden sich neben dem Bett auch noch 17 (!!) Leute in dem doch recht kleinen Krankenwagen. Eine logistische Meisterleistung!
Dennoch kamen wir heil an – mir war nur ziemlich schlecht, was bei der Kombination aus Nikos halsbrecherischem Fahrstil und dem „Weg“, der eine Straße in nichts gleicht, kein Wunder ist.
Alles in allem ein sehr lehrreicher Tag. Ich bin froh, auch so etwas miterlebt zu haben und bin nun um eine Erfahrung reicher.
Viele liebe Grüße aus Tansania,
eure Anja