Hallo an alle,
jetzt hab ich mich schon wieder so lange nicht gemeldet!!
Die letzten drei Wochen waren auch nicht ganz so angenehm fuer mich, ich war naemlich krank. Im Oktober hatte ich schon mal Malaria und jetzt schon wieder. Das ist auch eigentlich kein Wunder, es ist Regenzeit und Moskitos gibt es schon ziemlich viele.
So weit auch gar nicht so schlimm also. Nur dummerweise hatte ich auch noch Typhus, und Malaria und Typhus gleichzeitig schlaucht einen dann doch ziemlich...
Ich hatte den ganzen Tag schreckliche Kopfschmerzen, so dass sogar die Augen aufmachen weh tat, auch mein Nacken tat weh (typisch Typhus!), ich hatte Bauchschmerzen und konnte nichts mehr essen und den ganzen Tag war ich schrecklich muede.
Woher ich den Typhus habe, ist mir allerdings wirklich ein Raetsel. Ich trinke nur abgekochtes oder Mikropur-Wasser und benutze das auch zum Zaehne putzen. Aber die Mitarbeiter in der Krankenstation meinen, dass es auch gar nicht noetig ist, das Wasser zu trinken, es reicht schon, wenn das Geschirr damit gespuelt ist oder man sich die Haende damit gewaschen hat. Dann frage ich mich: Wie soll ich es denn da noch verhindern, eventuell mit "Dreckwasser" in Beruehrung zu kommen? Und ausserdem habe ich eine Typhus-Impfung (die allerdings nicht 100prozentig wirkt). Das habe ich aber in der Krankenstation niemandem erzaehlt. Schon krass irgendwie, man kommt als schoen behueteter Deutscher fuer ein Jahr nach Tansania und hat alle Impfungen und Glump und Zeug und die Tansanis sind ihr ganzes Leben lang den Krankheiten ausgeliefert...
Naja, so schlimm wars ja dann auch nicht. In der Krankenstation haben sie es gemessen, ich hab Medikamente bekommen und nach guten zwei Wochen ist auch alles wieder gut.
Typhus auf Suaheli heisst uebrigens Taifod oder Taifodi. Finde ich ziemlich witzig...
Zu Hause hat mich Haway, ein junger Mann, der bei den Kuehen arbeitet, erst mal ziemlich ausgelacht. Er haette in seinen ganzen 23 Jahren noch nicht ein Mal Typhus gehabt und trinkt die ganze Zeit nicht abgekochtes Wasser, und ich bin acht Monate in Tansania, passe voll auf und werde krank.
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Aber wie gesagt, so schlimm wars wirklich nicht.
Seit ein paar Wochen habe ich jetzt auch eine neue Freizeitbeschaeftigung: Ich lerne Kiiraqw, die Stammessprache.
Schon die ganze Zeit hat es mich wahnsinnig gemacht, dass ich doch relativ gut Suaheli spreche, alles verstehe und bezueglich der Kommunikation ueberhaupt keine Probleme habe. Aber ich verstehe einfach nicht, was die Leute untereinander sprechen, denn sie reden nur, wirklich nur, Kiiraqw.
Allerdings wirft diese Sprache, die im Gegensatz zu Suaheli keine Bantusprache ist, allerlei Probleme auf. Sie ist komplett anders als Suaheli, ich sehe ueberhaupt keine Aehnlichkeiten!
Die Aussprache macht mir auch zu schaffen. Viele Laute werden ganz kehlig ausgesprochen, es hoert sich ein bisschen an wie ein Kraechzen und manche Laute sind fast schon ein bisschen wie Klicklaute. Damit hat meine deutsche Zunge schon zu kaempfen
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Und die Grammatik... Beziehungsweise: Welche Grammatik? Fast alle Leute, mit denen ich in Mwanga zu tun habe, sprechen fliessend Kiiraqw (von der Generation der Leute ab 30 ist es auch die Muttersprache, die haben alle erst in der Grundschule Suaheli gelernt und viele alte Menschen sprechen ueberhaupt kein Suaheli!), aber keiner - selbst nicht die wirklich gebildeten Krankenschwestern - koennen mir da Grammatik erklaeren.
Dieses offensichliche Fehlen zeigt sich zum Beispiel in der Pluralbildung. Es gibt einfach keine Regelmaessigkeit, man kann sich nichts von ableiten. So heisst Kuh "Sle" und Kuehe "Hikwa". Oder Ziege heisst "Lei" und Ziegen "Ara". Hae??
Allerdings ist diese Huerde nur Absporn fuer mich: Damit waere saemtlichen ehemaligen Sprachenlehrern bewiesen, dass man auch ohne Struktur, Grammatik und Logik eine Sprache erlernen kann!
Und alle Leute freuen sich sehr, wenn ich ein bisschen spreche und ausserdem prophezeien sie mir: "Bis Juli kannst dus sprechen!"
Eine Krankenschwester, sie heisst Mama Eliza, hat sich meiner angenommen und versucht mir diese Sprache beizubringen, indem sie mir jeden Tag kleine Zettel mit etwa 10 Vokabeln schreibt. Die lerne ich dann und am naechsten Tag fragt sie mich ab. Das ist doch eine schoene Motivation! :)
In Mwanga haben ganz viele Menschen - fast alle - zwei Namen. Einen Jina la kanisa (der Name fuer die Kirche) und einen Jina la nyumbani (ein Name fuer zu Hause, in der Stammessprache, der meistens auch noch irgendwas bedeutet). Da ich jetzt auch schon ein bisschen Kiiraqw kann, haben zwei meiner Gastschwestern, Beata (Lanta, bedeutet Gott) und Sisilia (Amsi, bedeutet soweit ich weiss, dass sie zwischen 2 und 3 Uhr nachts geboren wurde) festgestellt, dass ich auch einen Kiiraqw-Namen brauche. Und ausserdem ist ja Anja auch schrecklich kompliziert.
Also heisse ich jetzt zu Hause "Awaki" (die erste Silbe sehr kehlig ausgesprochen, aber ungefaehr wie "Auaki"). Auf Suaheli bedeutet das Mtu Meupe, also weisser Mensch, aber nicht im Sinne von Europaer, Weisser (Mzungu), sondern im Sinne von hell, eine helle Hautfarbe. Es gibt ja schliesslich auch Afrikaner, die so heissen.
Irgendwie voll lieb
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So, meine Zeit im Internetcafe ist vorbei, in etwa 2 Stunden geht es von Singida wieder nach Mwanga. Ich freue mich auf zu Hause!
Ich hoffe es geht euch auch gut!
Alles Liebe,
Anja