Karibu Mwanga - 1 Jahr in der Savanne
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25.06.2011

Hallo an alle!

  Wieder einmal viele Gruesse aus Singida! Ich bin hier heute wohl das letzte Mal, das letzte Mal besuche ich Jana und Julius. Es ist Wahnsinn, wie sich alles dem Ende naehert. Nur noch 1x Markt, nur noch 1x nach Kidarafa in die Outstation-Klinik fahren und so weiter. Mir bleiben jetzt noch vier Wochen in Mwanga. Mir kommt es gar nicht so vor, als sei ich schon fast ein ganzes Jahr in Tansania. Ja, ich habe sogar das Gefuehl, ich muesste noch ein Jahr hierbleiben und danach haette ich vielleicht das Gefuehl ein ganzes Jahr hiergewesen zu sein. Die Zeit vergeht so schnell! Aber grundsaetzlich ist das ja ein gutes Zeichen. Nur eigentlich schade, es ist halt doch so schoen hier...

  Zur Zeit ist alles eigentlich ganz normal hier in Mwanga. Letzte Woche war in der Krankenstation eine Art Aktion, bei der alle Kinder von sechs Monaten bis fuenf Jahren Vitamin A und Mebendazole bekommen haben. Mebendazole ist ein Medikament gegen Wuermer. Schon krass, dass das alle einfach mal so prophylaktisch bekommen. Ich meine, wer in Deutschland hat schon Wuermer? Auf Suaheli heissen "Wuermer" uebrigens "minyoo". Hoert sich fast so an wie "mignon" auf Franzoesisch.

  Eine Sache, die in Tansania so ganz anders ist al in Deutschland, ist das Besitzdenken. So was wie "das ist meins, das ist deins" gibt es nicht. Jeder traegt z. B. meine Schuhe, wenn sie draussen herumstehen und jeder benutzt meine Seife, wenn ich sie mal im Bad liegen lasse (Bad ist relativ; einfach nur eine mit Mauern umgebene Flaeche im Freien). Grundsaetzlich finde ich das auch gar nicht schlimm; ich benutze dann einfach eine andere Seife oder trage Schuhe von jemand anders. Laestig wird es nur, wenn keine nicht-kaputten Schuhe mehr da sind oder meine relativ teure und gut riechende Seife komplett aufgebraucht ist, wenn ich sie einmal vergesse. Die anderen verwenden naemlich alle nur Kernseife. Aber eigentlich ist es ja auch wirklich schoen, wenn alles irgendwie allen gehoert, hat was Sozialistisches, irgendwie ! Nur in Deutschland gaebe es das nicht, man wuerde zumindest fragen.

  Was ich dagegen wirklich schlimm finde, ist das Alkoholproblem, das fast den kompletten maennlichen Teil der Bevoelkerung in Mwanga betrifft. Maenner geben einen grossen Teil ihres Geldes fuer Bier und Schnaps aus, das Geld haben aber oft unter Umstaenden auch die Frauen verdient. Bei Frauen ist Alkoholkonsum uebrigens total verpoent, das ist ein Privileg der Maenner. So waere es total unschicklich, einer betrunkenen Frau zu helfen, wenn sie beispielsweise verletzt ist; sie ist das dann naemlich nicht mehr wert. Die Frauen stehen dem ganzen natuerlich mehr als kritisch, aber sehr machtlos gegenueber. Eine Krankenschwester, deren Mann jeden Tag bereits mittags besoffen ist, meinte neulich: "Alkohol ist schlecht. Es macht das Geld, den Verstand und die Leber kaputt. Das weiss er, das weiss ich. Aufhoeren tut er trotzdem nicht."

  Schlimm finde ich es besonders bei Leuten mit einer gewissen Vorbildfunktion, zum Beispiel Priester, Aerzte oder Familienvaeter. Die Waganga (=Aerzte) arbeiten regelmaessig noch, obwohl sie schon gewaltig einen sitzen haben, die Mapadri (=Priester) sieht man fast jeden Tag im Dorf ihre Bierchen kippen und ein Arzt, der verhaeltnismaessig gut verdient, schickt seine Kinder nach Selenge (die Scheiss-Schule), weil fuer eine bessere Schule kein Geld mehr uebrig bleibt.

  Die Leute in Mwanga haben oft einfach zu viel Zeit und zu wenig zu tun, so kommt es mir vor. Anders kann ich mir das uebermaessige Trinken bei vielen nicht erklaeren. Vier oder fuenf Monate im Jahr das Feld bestellen, ist halt nicht genug... Selbst junge Leute haben ja keine Perspektive bzgl. Ausbildung. Kann ich dann da noch boese sein, wenn mich Leute fragen, ob ich ihnen nicht mit den Schulgeldern finanziell helfen kann? Es ist nur irgendwie total traurig. Wieder einmal merke ich, wie einfach in Deutschland vieles ist.

  So, ich hoffe, es geht euch in Deutschland allen gut. Ist ja jetzt schon richtig sommerlich. Ich geniesse hier einfach noch meine letzten Wochen.

  Liebe Gruesse, Anja

 

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Die Kolpingsfamilie Mwanga hat 34 Mitglieder und unterstützt Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Verhältnissen sowie deren Familien im Bereich der Bildung und Gesundheit. Ihre Mitglieder assistieren den Lehrern des Dorfes beim Unterrichten und arbeiten in der Gesundheitsstation. Die Kolpingsfamilie ist Teil des Kolpingwerks Tansania, einem katholischen Sozialverband mit dem Ziel der Ausbildung, Gemeinschaftsentwicklung und Selbstorganisation der Bevölkerung Tansanias.
 
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