Hallo!
Ich hoffe, es geht euch allen gut.
Heute moechte ich euch einen normalen Tag in meiner tansanischen Gastfamilie schildern und euch dadurch einen noch besseren Einblick in mein Leben hier geben.
Also, mein normaler Tag ist ein Arbeitstag, weshalb ich um sieben Uhr aufstehen muss. Damit bin ich die Letzte in meiner Familie, denn alle anderen sind schon zwischen halb fuenf und halb sechs aus ihren Moskitonetzen hervorgekrochen. Nein, halt, ich bin ja die Einzige, die unter einem Moskitonetz schlaeft. Egal, dass eigentlich schon Regenzeit ist und Mwanga als "sehr gefaehrdet" gilt. So ein bisschen Malaria finden die Leute hier auch nicht so schlimm, das hat jeder so 2-5 Mal im Jahr.
Nachdem ich mich angezogen habe, muss ich einmal quer ueber den Hof gehen, um nach ca. 50 Metern zur "Toilette" zu kommen. Das ist ein kleines Haeuschen mit einem Loch im Boden und vielen vielen Fliegen und Kakerlaken.. In dieses Loch wird auch allerhand Abfall geworfen, zum Beispiel zerbrochene Tassen, alte Schwaemme, leere Glasflaschen oder Papier. Der restliche Muell wird uebrigens einfach hinter unsere Kueche auf eine freie Flaeche geworfen.
Auf dem Hof sehe ich, dass meine Gastschwestern schon ganz fleissig bei der Arbeit sind. Eine fegt auf dem Sandboden den Abfall (Tierkacke, Aeste, Blaetter, sonstiger kleiner Muell) zusammen und die anderen sitzen in der Kueche und machen das Fruehstueck.
Alle trinken Chai (Schwarztee, der bei uns, weil wir Kuehe haben, nicht in Wasser, sondern in Milch gekocht wird - also gibt es chai ya maziwa) und fuer die Arbeiter wird noch Ugali zubereitet. Die Maedchen und ich essen aber immer Sconsis, also selbstgemachte Semmeln, oder Maandazi, also in Fett frittierte Hefeteigstuecke. Ugali zum Fruehstueck finde ich aber auch nicht so lecker...
Zur Zeit sind meine drei Gastschwestern zu Hause, da Schulferien sind, fuenf Wochen lang. Das ist so gedacht, damit die Schueler aller Altersklassen ihren Eltern waehrend der Regenzeit zu Hause auf dem Feld helfen koennen.
Nach dem Fruehstueck mache ich mich auf den Weg in die Arbeit. Die beginnt um acht Uhr mit der Morgenandacht, von der ich mittlerweile schon sehr viel verstehe - ganz im Gegensatz zum Anfang meines Dienstes. Bibelsuaheli...
Danach mache ich mich auf in die Clinic, meinen Arbeitsbereich, wo schwangere Frauen und kleine Kinder behandelt werden.
Als erstes fange ich an, alles sauber zu machen. Es muss gefegt und der rote Staub von den Moebeln abgewischt werden. Danach bereite ich die Impfungen und die Spritzen fuer den kommenden Tag vor.
Ab halb neuen kommen dann auch schon die ersten Frauen und Kinder. Mit anderen Krankenschwestern wiege ich die Kinder und impfe, ich messe Koerpergewicht, -groesse und den Blutdruck von den Schwangeren. Danach werden die noch untersucht, wobei man ueberprueft, ob alles in Ordnung ist, also ob sie keine Wassereinlagerungen oder eine Blutarmut haben. Der Bauch wird auch abgetastet und die Laenge des Embryos gemessen, ausserdem bekommt die Schwangere Nahrungsergaenzungsmittel (Folsaeure und Eisenpraeparate) und Malariaprophylaxe. Das mache auch ich, wobei mir immer eine richtig ausgebildete Krankenschwester ueber die Schulter schaut.
Manchmal darf ich auch bei einer Entbindung assistieren, ich binde zum Beispiel nach der Geburt die Nabelschnur des Babys ab. Bis jetzt war ich aber erst bei etwa 10 Geburten dabei, also das ist nicht so oft der Fall, weil ich meistens in der Clinic genug Arbeit habe.
Um halb elf gibt es die Teepause, wir trinken Chai und essen Chapati oder irgendwelche Semmeln. Und meistens ist der Tee (in Wasser gekocht, also chai ya rangi) ganz furchtbar suess.
Danach geht die Arbeit weiter wie vor der Teepause.
Um ein Uhr kommt Mara und holt mich zum Mittagessen ab. Wir gehen jeden Tag zusammen zu den Schwestern, wo wir Reis, Ugali, Nudeln, Kartoffeln, Gemuese oder Bohnen bekommen. Lecker!
Danach schaue ich meistens noch mal kurz in der Krankenstation vorbei, um meine Arbeit fertig zu machen.
Schliesslich gehe ich nach Hause, wo meine Familie gerade isst - jeden Tag mittags Ugali und gruenes Gemuese. Wie jeden Tag muss ich erklaeren, dass ich satt bin und nicht zwei Mal Mittagessen brauche...
Den Nachmittag ruhe ich mich aus, lese ein Buch, hoere Musik und verbringe Zeit mit meinen Gastschwestern. Wir albern rum, machen zusammen Hausarbeit oder spielen einfach nur UNO, was sie wirklich spitze finden. Meistens treffe ich mich auch noch mit Mara und geniesse es, mit ihr Deutsch reden zu koennen.
Ab sechs Uhr abends fangen wir mit dem Kochen fuer das Abendessen an. Ich helfe mit, soviel ich kann, indem ich Gemuese schneide, Kartoffeln schaele und in eine Chipsi geeignete Form bringe, Nudeln koche oder Reis sortiere (den muss man naemlich immer noch von kleinen Tieren, Steinchen oder Stroh befreien).
Kochen so auf dem offenen Feuer finde ich ehrlich gesagt, ziemlich schwierig. Aber das lerne ich noch. Ich hab ja noch sieben Monate Zeit
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Gegen neun Uhr gibt es dann Abendessen (meistens wieder Ugali und gruenes Gemuese, manchmal dazu Chipsi oder Nudeln und manchmal, leider ganz selten Reis mit Bohnen), danach gehe ich duschen (mit einem Eimer mit kaltem Wasser und einem kleinen Becher) und um spaetestens halb zehn schlaeft das ganze Haus.
Ich lese meistens noch ein bisschen und schlafe aber auch recht frueh. Hier ist es einfach schon um sieben Uhr dunkel, da kommt mir die Uhrzeit 'zehn Uhr' viel spaeter vor, als es eigentlich ist.
Ja, so laeuft ein ganz normaler Tag bei mir in Mwanga ab. Viele Freizeitmoeglichkeiten gibt es hier nicht, ich wohne in einem Dorf wirklich mitten im Busch.
Aber es gefaellt mir und ich fuehle mich sehr wohl.
Viele Gruesse aus Tansania und bis bald!
Eure Anja